„Macht keinen Spaß“ – Warum Eckart von Hirschhausen nicht über Homöopathie diskutieren will.

Screenshot von https://www.spektrum.de/video/recht-gute-medizin/1702270

Eckart von Hirschhausen mag keine Globuli. Eckart von Hirschhausen mag aber Natalie Grams. Eckart von Hirschhausen mag Natalie Grams, weil es Spaß macht, von ihr gesagt zu bekommen, warum er Globuli nicht mögen soll

„Haaa! Ich könnte ihr lange zuhören …“ Mit diesen Worten beendet Eckart von Hirschhausen ein Interview mit der Homöopathie-Gegnerin Natalie Grams, in dem er für deren neues Podcast wirbt (1). Der medial allgegenwärtige Kabarettist, Showmaster, Autor und Mediziner ist ein Freund der sogenannten „Skeptiker“, die gegen alles zu Felde ziehen, was mit dem streng rationalistischen und materialistischen Weltbild der Naturwissenschaft in Konflikt steht, also auch gegen die Homöopathie. Da reiht sich Eckart von Hirschhausen gerne ein und redet auch einmal auf entsprechenden Veranstaltungen.

Mit überzeugten Homöopathieanhängern möchte Hirschhausen hingegen nicht diskutieren. Der Grund ist simpel: Es mache keinen Spaß und bringe auch niemandem etwas (2). Diskutieren müsse man auch nicht über die Studienlage zur Homöopathie. Die sei eindeutig: An den Globuli ist nichts dran. Das sei alles klar und inzwischen wissenschaftlich belegt. Über tausend Studien würden das zeigen (3). Man sieht: Auch rote Nasen schützen vor Fake-News nicht. Stimmt nämlich alles nicht: Die Studienlage ist eben nicht eindeutig. Keine einzige Studie hat die Homöopathie widerlegt, schon gar keine tausend. Vielleicht will der Humor-Mediziner auch deshalb nicht mit Homöopathen diskutieren. Er könnte ja mit den Tatsachen konfrontiert werden. Er könnte auch erkennen müssen, dass man den Angaben der Skeptiker nicht unbesehen Glauben schenken darf. Klar: Das würde ihm keinen Spaß machen.

Sich auf Grund vermeintlicher Spaßlosigkeit einer Diskussion zu verweigern, ist wenig souverän. Eckart von Hirschhausen bedient nun mal andere Formate: Show und Quiz sind eben nicht aufs Nachdenken ausgerichtet.

Ich denke, eine Diskussion sollte nicht in erster Linie Spaß machen, sondern das Denken und Urteilen der Diskutierenden schulen. Eine Diskussion sollte die Fähigkeit trainieren, sich der Sichtweise und den Überzeugungen des Gegenübers zu öffnen. Solche Diskussionen können unbequem aber inspirierend sein. Wer von vornherein ausschließt, von seiner Meinung abzuweichen, sollte in keine Diskussion gehen. Dass Eckart von Hirschhausen der Spaß natürlich sehr wichtig ist, ist nachvollziehbar. Aber sich aufgrund vermeintlicher Spaßlosigkeit einer Diskussion zu verweigern, ist wenig souverän. Eckart von Hirschhausen bedient nun mal andere Formate: Show und Quiz sind eben nicht aufs Nachdenken ausgerichtet. Dabei kann er durchaus auch anders, was er in anderen Bereichen schon unter Beweis gestellt hat, in Büchern etwa oder in TV-Dokus. Aber die Sache mit den Zuckerkügelchen eignet sich für ihn scheinbar nicht für die „seriöse“ Ebene medialer Darstellung. Beim Thema Globuli geht es ums Spaß haben. Und den hat er scheinbar, wenn er sich über die Anhänger Hahnemanns lustig macht.

Übrigens: Eckart von Hirschhausen mag keine weißen Kügelchen, wohl aber rote. Die sind zwar etwas größer als die weißen und bestehen nicht aus Zucker sondern aus Schaumstoff. Man kann sie sich auf die Nase stecken. In beiden ist nichts drin außer Zucker bzw. Kunststoff. Erst wenn sie in direkten Kontakt mit Menschen kommen, passiert etwas mit ihnen. Etwas Zauberhaftes. Etwas Magisches. Etwas Unbeschreibliches. Ohne Mensch sind sie nichts. Erst die Beziehung erschafft eine neue Wirklichkeit. Also doch alles Placebo? Ja und nein … Darüber könnte man nun diskutieren. Wenn man denn wollte. Ich vermute, Eckart von Hirschhausen hört da lieber weiterhin Natalie Grams zu. Ist weniger anstrengend. Macht mehr Spaß.

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(1) Podcast Recht gute Medizin auf Spektrum.de: https://www.spektrum.de/video/recht-gute-medizin/1702270

(2) Skeptiker-Interview mit Eckart von Hirschhausen auf blog.gwup.net: https://blog.gwup.net/2016/12/15/skeptiker-interview-mit-eckart-von-hirschhausen-ich-mochte-vermitteln/

(3) Eckhart von Hirschhausen: Die wundersame Macht der Gedanken, in „Sternstunde Philosophie“: https://www.youtube.com/watch?v=iFVeIkE1OXs

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